Gastspiel 2021 Kulturring C. Künstler*innen und ihre Freunde laden zum Fürther Kunstwochenende ein. 16. und 17. Oktober offene Ateliers in Fürth.
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Pressetext Gastspiel 2021
Einiges hat sich getan, seit der Bildhauer Tobias Rempp im Herbst 2017 das Atelier mit Freifläche in der Vacher Straße 30 von Kunihiko Kato übernommen hat. Das Atelier wird intensiv genutzt und auf der Freifläche ist ein Skulpturengarten entstanden.
In den letzten Jahren hat Tobias Rempp zum Gastspiel ganz bewusst Künstler aus anderen Orten in sein Atelier eingeladen. Wie bei der ersten Teilnahme 2018 ist beim Gastspiel 2021 Jörg Pieters dabei. Er lebt aber inzwischen nicht mehr in Köln und Abbiategrasso bei Mailand, sondern, man höre und staune, in Fürth. Er zeigt die konzeptionelle Installation „Trauer und Melancholie“, während von Tobias Rempp diesmal außer neuen Betonobjekten auch figurative keramische Arbeiten und einige „Stille Arbeiten“ zu sehen sein werden.
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In der Geleitsgasse 4 befindet sich das BÜRO_FÜR_KUNST_G4, das im gedruckten Flyer zur Ausstellung bedauerlicherweise nicht verzeichnet ist. Dort arbeitet die Künstlerin Ulrike Hofmann-Schüll. Sie widmet sich der intuitiven Malerei. Dazu hat sie eine spezielle Mischtechnik entwickelt, um in vielen Schichten unterschiedliche Strukturen und Farben übereinander zu legen. Daraus entstehen dichte, leuchtende Bilder in kleinen und großen Formaten. Ihr Gast Uli Thaler-Wieland arbeitet meditativ und entwickelt dabei sehr feine, flächendeckende Strukturen, vorwiegend in Schwarz-Weiß. Malerisch faszinieren sie Farbkompositionen, teilweise kombiniert mit Collage-Elementen, und auch reine Collagen in surrealer, märchenhafter Manier.
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In Bilderwelten, die die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Wirklichkeit stellen, finden sich in der Gustavstraße 27 im Atelier von Katja Gehrung. Auf gebürstetem Alu Dibond präsentiert sie ihre Serie „Mutanten“ in Anlehnung an das Theaterstück „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco.
In diesem beschreibt der Autor, „wie sich in einer fiktiven Gesellschaft ein Mensch nach dem anderen in ein Nashorn verwandelt. Dies wird aber nur von einigen wenigen wahrgenommen, der Protagonist ist am Ende der einzige Nicht-Verwandelte. Weder Warnungen noch deskriptive Hinweise der Hauptfiguren des Stückes können daran etwas ändern; im Gegenteil – sie verschlimmern die Situation dieser Figuren, da ihnen nicht geglaubt wird“. (Wikipedia)
Zu Gast im Atelier ist Olaf Jaeschke. Er zeigt verfremdete Alltagsszenen, die womöglich erst auf den zweiten Blick befremdlich wirken und Fragen nach dem Dahinter des Dargestellten bzw. nach der Glaubwürdigkeit des Abgebildeten stellen. In diesen Arbeiten geht es um die grundsätzliche Frage der Glaubwürdigkeit des uns als Realität Dargebotenen. Es geht um die vermeintliche Authentizität von (Bild-)Botschaften, um die Wechselwirkung von Text und Bild sowie die gegenseitige Beeinflussung des im Kontext Wahrgenommenen. Thematisiert werden damit Mechanismen, denen wir täglich ausgesetzt sind und die Zusammenhänge suggerieren oder sie uns durch den Wahrnehmungskontext assoziieren lassen, die weit über den Inhalt des eigentlich Gesagten hinausgehen. Die subtile Beeinflussung unserer Wahrnehmung durch intendierte oder zufällige Wechselwirkung von Einzelbotschaften bringt uns dazu, Inhalte zu assoziieren ohne dass uns jemand offensichtlich davon zu berichten suchte. Es geht also schlicht um jene Manipulation, der man nur dann etwas entgegenzusetzen vermag, wenn man dazu bereit ist, jeder Art von Behauptung – und ein Bild ist eine außerordentlich starke Behauptung – mit der Frage nach ihrer Echtheit bzw. Glaubwürdigkeit zu begegnen. Die bearbeiteten Fotos werden auf einem transparenten Bildträger hinterleuchtet.
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Sabine Neubauer richtet sich mit einer Bitte an die Besucher des Gastspiels. Sie benötigt für ihr laufendes Projekt in der Mathildenstraße 20 wieder Reclam Hefte. Sie führt das Projekt, das 2018 mit „Reclam filetiert“, beim NN-Preis zur Ausstellung kam mit „Reclam bewegt“ fort. Es soll ein Reclam-Raum in ihrem Atelier entstehen, der sich und uns bewegt. Sie bittet dazu um Reclam-Spenden aus der Bevölkerung.
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Gleiche Adresse Mathildenstraße 20, anderes Atelier: Objektkünstler Paul Teutsch hat Wolfgang Endrass zu sich eingeladen. Dessen „ … fotografische Arbeiten zeigen aufgelassene abgeräumte Gräber, die den Endpunkt der Bewältigungsstrategien im Umgang mit dem Tod darstellen. Dem Endpunkt an dem alle gesellschaftlichen und kulturellen Rituale vollzogen worden sind, die uns über die destabilisierende Wirkung hinweg tragen sollen, mit denen wir konfrontiert werden, wenn der Tod sich in unser Leben drängt. 20 vielleicht aber auch 40 Jahre nach dem Tod werden die polierten Steine und und teuer gestalteten Grabmale entfernt und es bleibt nur mehr die Erde, eine aufgerissene Grasnarbe oder die Leere. Der sichtbare Ort der Trauer und des Gedenkens geht selbst verlustig – in einer schmerzlich entlarvenden Analogie der endgültigen Vergeblichkeit des Bemühens nach Beruhigung und Trost im Angesicht unseres Betroffen-Seins. Man denkt an den philosophischen Begriff der Vanitas, landläufig bekannt aus den Darstellungen der üppigen Fresstafeln des späten Barock, auf denen sich versteckte Hinweise auf die metaphorische Verderblichkeit der Speisen verbergen. Aber auch eine philosophische Denkrichtung, die die Beschränktheit des zielgerichteten, menschlichen Handelns – beim Versuch das Vergängliche zu überwinden – bewusst macht. Spannungsreich, wenn dies in einem Zusammenhang mit bildender Kunst auftritt, da sie gerade das Materielle oder Objekthafte als Transportmittel verwendet.“ (Edgar Hernandez)
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Die aus Brasilien stammende Objektkünstlerin Ivana Curi arbeitet in der Mathildenstraße 28. Sie beschäftigt sich mit Migration und Flucht und den Menschen, die darunter leiden. Ihre aktuelle Arbeit entseht aus Wolldecken, mit denen Flüchtlinge empfangen werden. Die Decken sind meist der erste Kontakt zur neuen Umgebung, sie sind der erste Gegenstand, den Flüchtende erhalten. Aus diesen Decken sind nun Behältnisse hergestellt worden, Boxen aus Filz, aus denen die Künstlerin eine Mauer errichtet. Jede Box enthält überdies eine Botschaft. Die Besucher*innen sind aufgefordert, diese „Steine“ zu erwerben und mitzunehmen, um die Mauer abzubauen. Ivana Curi spricht nicht gut deutsch, jedoch portugiesisch und englisch.
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Eröffnung mit Musikprogramm: Im Rahmen des diesjährigen Gastspiels wird das Atelier von Maja Bogaczewicz an seinem neuen Standort in der Moststraße 4 wiedereröffnet. Zu sehen ist eine skulpturale Klanginstallation des Bildhauers Harald Kienle und des Komponisten Johannes Billich sowie die neusten Gemälde der Gastgeberin aus der Reihe „Zustand der Dinge“. Diese aktuellen Arbeiten setzen sich mit der Beziehung zwischen Mensch, Technik und Natur auseinander. Jeweils am Sa. und So. findet gegen 17 Uhr eine kurze Einführung in die aktuelle Ausstellung statt, begleitet durch ein Musikprogramm im Außenbereich der Galerie. An beiden Tagen spielen die Musiker des Künstlerkollektivs „Off Brain Project“. Das ausführliche Programm ist unter www.maja-bogaczewicz.com zu finden.
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Thomas Eckert im Atelierhaus in der Friedrichstraße 17 verbindet mit dem Akt sowohl das lustvolle Hinschauen aber auch die Selbstbefragung: Was ist der Mensch? Antworten erteilt er mit Hilfe seiner Zeichnungen, die er nun seit 39 Jahren praktiziert.
Unter dem Titel „Menschen ohne“ zeigt sein Gast Hajü Artus einige ausgewählte Aktfotografien. Im Vordergrund stehen Ästhetik, Komposition wie auch der Respekt vor den Modellen. „Ich meine, dass ein Akt dann gelungen ist, wenn sich Betrachter*innen bedenkenlos und frei in die Darstellung vertiefen können“, sagt Artus. Die Bilder werden in einem Lichtbildvideo und in einigen gedruckten Exponaten präsentiert.
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kultur.lokal.fürth. Unter dem Titel Reisebüro ZUM GRÜNBIOTOP „Wir holen den Wald in die Stadt“ begibt sich die Schule der Phantasie in Kooperation mit dem Eine Weltladen. Mit einer „Waldmeister-Vernissage“ in dem zur kulturellen Bespielung frei gegebenen, ehemaligen Reisebüro in der Königstraße 147 beginnt am 15.10. um 18 Uhr die fast zweiwöchige Bespielung unter der gestalterischen Leitung von Ulrike Irrgang. Die Fürther Jugendkunstschule möchte dabei zum kulturell-nachhaltigen „Aufbäumen!“ einladen, der EineWeltladen möchte das Erleben des Waldes und das Denken in Kreisläufen als wichtige Botschaft den Bürger*innen nahebringen. Und da Reisen bekanntlich bildet, warten u.a. neben einer wachsenden Ausstellung, einem Wald-Shop und einer kleinen Waldbücherei besondere Reiseangebote a la Micro-Abenteuer auf große und kleine Besucher.
Kernöffnungszeiten sind von Mo – Fr. 15-19 Uhr. Vormittags, abends und an den Wochenenden erfolgen Sonderprogramme. Genauere Informationen und das aktuelle „Reise-Programm“ wird im Schaufenster ZUM GRÜNBIOTOP aushängen und findet sich auf den Webseiten www.weltladen-fuerth.de sowie www.schulederphantasie-fuerth.de
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Der belgische Künstler Dany Danino aus Brüssel ist der dritte Zeichner, der passend zur Biennale der Zeichnung in der Metropolregion in diesem Jahr in der Galerie in der Promenade zu Gast ist.
Es sind überschäumende, überbordende Arbeiten auf Papier, seien es Tuschezeichnungen, Lithographien oder – seine Spezialität – riesige Kugelschreiberzeichnungen. Die Motivwahl ist scheinbar grenzenlos, reich gefüllt mit Bildwelten von Mensch, Tier, Phantasie, Universum, Leben und Tod, – kurz, dem simplen Chaos unseres Daseins. Eine Ordnung schaffen wir selbst durch vertiefen, betrachten, sortieren und versenken in dieser wunderbar reichhaltigen, ideenreichen Welt der Zeichnung. Aus den riesigen Kugelschreiberzeichnungen entsteht eine überbordende Installation in der Galerie. Die Vernissage in der Hornschuchpromenade 17 findet bereits am Freitag, den 15.10. ab 18 Uhr statt.
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Galerist John Hammond präsentiert in der Jakobinenstraße 24 seine Frau Renate Höllerer-Hammond. Sie orientiert sich an realen Bildern und bei ihr gibt es keine Abstraktion. Sie arbeitet eher an der subtilen und deshalb umso perfideren Überzeichnung des ausgewählten Objekts. Ihre Mittel sind die der Satire.
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Ebenfalls in der Jakobinenstraße 24 präsentiert Gesa Will ihr neues Bilderbuch „Auf dem Berge Ararat findet eine Party statt“ zusammen mit den originalen Ölgemälden. Und da trifft es sich gut, dass der Bildhauer Korbinian Huber mit seinen Holzskulpturen – lauter munteren Tieren – zu Gast ist.
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Timo Dufner ist Gast im Atelier von Sascha Banck in der Karolinenstraße 12. Sein Projekt „Die Maschine erinnert sich“ wird die Besucher der Ausstellung erfassen, vermessen und diese Metainformationen speichern. Hieraus entstehen im Laufe der Zeit die beiden Gesichter der Ausstellung – aus den Werten aller Besuchenden.
Ebendort zeigt auch Maximilian Baumer Bilder über Menschen, Tiere und all die anderen Sensationen, die das Leben so bietet. Mit flinkem Pinsel hingetuscht, zeigen sich Dinge, die sie sich freiwillig vielleicht nie so gezeigt hätten!
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Zu Gast bei Dagmar Payne im CLINC-Kunst Centrum, Kaiserstraße 173 ist Reiner Zitta mit seinem kuriosen Zirkus fabelhafter Wesen.
Es war einmal, Anfang der 70iger Jahre, da erblickte die Künstlerkneipe „Gregor Samsa“ in der Nürnberger Mörlgasse das Licht der Welt. Es war jahrzehntelang ein beliebter Treffpunkt der Nürnberger Szene von damals noch unbekannten, später dann renommierten Künstlern wie u.a. Peter Angermann, Blala W. Hallmann, Peter Hammer, Gregor Hiltner, Harri Schemm und eben Reiner Zitta. Der heute in einer alten Mühle in Pühlheim bei Altdorf lebende Reiner Zitta ist vielleicht der Geheimtipp aus dieser Gruppe, ein fortwährend fließender Quell einer ursprünglichen und unverkrampften Kreativität, wie man sie auf dem Kunstmarkt selten findet. Reiner Zitta, 1944 im Sudetenland geboren, hat sich eine kindliche Offenheit und Frische bewahrt, die in jedem seiner originellen Werke zu Tage tritt. Es gibt wohl kein Material, kein Stück Abfallprodukt, das nicht seine Beachtung und Wertschätzung erhält. Aus den unterschiedlichsten Materialien und Kombinationen entsteht eine ganz eigene Welt kurioser Wesen zwischen Mensch und Tier. Aber auch Flugzeuge sind ein beliebtes Thema des Künstlers. In unserer heutigen Wegwerf- und Konsumgesellschaft ist Reiner Zittas Kunst aktueller denn je und unbedingt sehenswert.
Ein weiterer Gast ist Jürgen Braun mit der Serie „Ansichten des Vaters“, sensiblen und berührenden Portraits in Acryl.
Tipp: Am Samstag Abend ab 19.00 h spielt das Jazzduo Brigitta Rothfischer (Piano) und Uli Pschierer (Tenorsaxophon) klassische Jazzballaden.
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Jürgen Durner kümmert sich nach dem Tod seiner Mutter um seinen pflegebedürftigen Vater. In seinen neuen Arbeiten stellt er sich die Frage, wie das Aus-dem-Leben-Gehen bildhaft werden kann, wie zum Beispiel der Blick auf die Natur verschwimmt, wenn im Übergang zur Bewusstlosigkeit die Sinne schwinden: Gleißendes Licht in absoluter Heiterkeit.
Maxim Bauer arbeitet hinter dem Tresen einer Berliner Kiez-Kneipe. In seiner Malerei tauchen Gestalten auf, die von einem veränderten Bewusstseinszustand, einem rauschhaft nächtlichen, manchmal abgründigem Geist zeugen. Die Begegnung mit den vielen Menschen findet hier einen Nachhall, ein Nachspüren auf der Leinwand. Straßenszenen mit diesen Figuren werden in rudimentären Bild-Architekturen traumhaft nachgestellt.
In ihrem gemeinsamen Ausstellungsprojekt „Vom Schwinden der Sinne“ in der Balbiererstraße 6 bewegen sich beide Künstler malerisch an den Nahtstellen zwischen Innen und Außen, zwischen Traum und Wirklichkeit, Tod und Leben.
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Klaus Haas – Atelier Karlstraße 30
QuantenRausch
Klaus Haas sieht seine virtuellen Welten als Transformationen die gleichzeitig anregend und verstörend, bizarr und banal, schön und erschreckend, produktiv und auch interaktiv sind. Insbesondere sucht der Künstler Klaus Haas nach Orten nach architektonischen Eigenarten um diese unauffällig zu assimilieren – und das auf versteckte konstruktiv surreale Weise. Unter Bezugnahme auf die Traditionen der Malerei und der Installationen verfremdet der Künstler Aspekte der Realität, erfindet aber auch Bilderwelten aus virtuellen Raum gebauten Sets, um aufwändige und subversive visuelle Welten zu erstellen. Indem er Malerei, Fotografie, Installation und Architektur miteinander verwebt, hebt er die inhärente Schönheit und Absurdität unserer heutigen Existenz hervor und beleuchtet Verbindungen, Trennungen und die Komplexität des Austausches.
Wie kann man seine Kunst beschreiben?
Die Arbeit besteht aus eine Präsentation eines virtuellen Raumes in Ausführungen als ein Paralleluniversum Kathedrale gleich, oder anderen Welten. Ein Werk im virtuellen Raum das mit den VR-Brillen zu bestaunen und zu „begehen“ ist.
Zusätzlich werden Arbeiten aus dieser virtuellen Welt als digitale Bilder im Aussenbereich präsentiert und mit entsprechenden Bauelementen aus Metall zu einer Gesamtinstallation in ca. der Größe von von bis zu 10 Metern in einer Höhe von 5 Meter überdacht aufgebaut. Diese Installationen mit dem Stadtbild und seiner Architektur verbinden, das im Innenbereich der Installation eine Art Kinosituation erstellt wird, um den Menschen in jeder Wetterlage den Besuch der virtuellen Welt zu ermöglichen und die Kathedrale mittels einer Liveübertragung oder später anhand eines Videos mit einem Video Beamer zu erfahren um eigene Raumsituation zu transformieren um es im öffentlichen Raum ästhetisch zu manifestieren. Ausserdem sind Performance zur Ausstellung eingebunden die auch Klangwelten mit dem virtuellen Raum verbindet und gemeinsam Im Projekt »QuantenRausch“ Raumstrukturen im virtuellen Raum modifiziert und interagiert um wechselseitig live zu agieren. Gemeinsam schaffen diese eine faszinierende Symbiose, die im Augenblick entsteht, und sich am Ende der Performance zu einem Gesamtkunstwerk vereint.
Dr. Marian Wild über
KLAUS HAAS | VIRTUELLE SOZIALE PLASTIK
FREITAG, 26. FEBRUAR 2021
https://www.curt.de/nbg/inhalt/artikel/14311/43/
Gäste im Atelier von Klaus Haas
+ Karla Köhler
Die Nürnberger Künstlerin Karla Köhler beschäftigt sich seit Jahren hauptsächlich mit dem Thema urbane Architektur.
Hochhäuser und Skylines faszinieren die Künstlerin schon lange. Seit Mitte ihres Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg (von 2005 bis 2012 studierte Köhler zuerst Malerei und dann Bildhauerei) hat sie eine besondere Umsetzung des Themas entwickelt. Sie zeichnet vor Ort oder nach Fotografien die reduzierten Linien und Formen der Architektur, die in ihrem Blick haften bleiben. Diese Zeichnungen wandelt Köhler am Computer in Vektorgrafiken um und schneidet sie anschließend aus Holz oder Acrylglas aus. Die ausgeschnittenen Stege bringt sie auf Leinwände auf, die sie zuvor mit Ölfarbe bemalt hat, um so einen stimmungsvollen Hintergrund zu schaffen. Es gibt aber auch monochrome Hintergründe, die die Silhouette besonders betonen. Zum Gastspiel liegt der Fokus auf Arbeiten mit weitgehend monochromem Hintergrund und minimalistischen Hochhauslinien.
Auch ihre Skulpturen schneidet Köhler nach eigenen Zeichnungen am Laser. Im Atelier von Klaus Haas zeigt sie Hochhaus-Prototypen, die sie nach eigenem Plan eines Hochhauses entworfen hat. Ihre Skulpturen beantworten die Frage, was es braucht, um eine Skulptur als Modell eines Hochhauses wahrzunehmen.
Ihre Laserarbeit macht die Künstlerin im FabLab Region Nürnberg e.V., in dem sie Mitglied ist, und ihr Atelier ist im Atelier- und Galeriehaus Defet in Nürnberg.
https://atelier-galeriehaus.de/das-haus/ateliers/karla-koehler.html
+ Anita Brandt
Anita Brandt hat ernsthaft studiert und viel künstlerisch gearbeitet und sich dabei intensiv mit ihren inneren Bildern auseinandergesetzt. Dabei hat sie eine authentische Handschrift entwickelt, die sie mit großer Akkuratesse wohlüberlegt umsetzt. Die Natur, welche sie über alles liebt, ist ihre Inspirationsquelle. Ihr Oeuvre besteht aus mehreren Werkgruppen, z.B. Schwerelos: an Mikroorganismen erinnernde, durchbrochene Formen, wie die ausgestellte Arbeit „Schwerelos rot oder rot!“ sowie Zeitspuren und Augenblicke … .
Die Künstlerin bleibt nicht am kleinen Format kleben, sondern wählt mutig quadratische Büttenpapiere, teils über einen Meter groß, denen sie ihre Formen einbeschreibt oder auch über zwei Meter lange Papierbahnen, rahmenlos frei an der Wand hängend. Das weiße Papier ist ihr eh ein wertvoller Begleiter und ein gestalterisches Mittel. Viele ihrer Arbeiten präsentiert sie daher ohne Glas, oft nur mit weißen Rahmungen. Es vereint sich die hautähnliche Struktur des Büttens mit der Linie, in diesem Fall in der pudrigen Konsistenz der Kohle, zur sensiblen Zeichnung. Die dritte Dimension wird schon im Kleinsten durch die Struktur des Papiers und der Zeichnung angelegt. Jene Illusion von Plastizität ist ihr wichtig. Sie setzt sie mit wenigen, aber wohl durchdachten Mitteln um. Jedoch werden die freien Formen der Serie „Schwerelos“ erst durch kleine Störungen/Irritationen plastisch lebendig, die sie in ihrer großen Akkuratesse und ihrem kontrollierten sicheren Strich zulässt. Ganz behutsam nämlich franst die Künstlerin die Ränder ihrer Formen aus. Eine Unschärfe entsteht, die die räumliche Anmutung beeinflusst. Anita Brandts Werke lassen an eine mit bloßem Auge nicht sichtbare Welt erinnern. Das, was womöglich im Mikrokosmos existiert, transformiert sie zu eindrucksvoller Größe. In diesen freien Formen manifestiert Brandt ihren künstlerischen Ausdruck. Ordnung und willkürliche Strukturen liegen im Schaffen der Künstlerin nah beieinander. Sie findet zwischen beidem Balance. Frei erdachte Formen empfindet sie von Hand sicher nach, wie im vorliegenden Werk als Positiv/Negativ zu sehen und appelliert mit geringfügigen Ungenauigkeiten an unsere Wahrnehmung. Anita Brandt ist eine Zeichnerin, die konstruktiv-gegenstandslos Liniennetze – verdichtend und erweiternd – lebendig über ihre Formen legt und sich mit Bleistift, Kohle, Fineliner und Rapidograph auf weißem Papier ihre Sicht auf keine Dinge authentisch erarbeitet.
Zur Ausstellungseröffnung „In Bewegung“
Barbara Leicht M.A.
Leiterin des Amtes für Kultur der Stadt Neumarkt i. d. OPf.
+ zum werk von stella orlowski
Inhaltlich zieht sich als roter Faden das Individuum Mensch in seiner Beziehung zu Raum und Zeit durch das Werk von Stella Orlowski. Es werden prozesshafte Themen, wie Einfluß, Veränderung und Vergänglichkeit, oder existentielle, psychologische und zwischenmenschliche Aspekte be- und verarbeitet.
Stilistisch bedient Sie sich assoziativer Symbolik.
In der Fotografie setzt sich Stella Orlowski mit den dualen Aspekten des Menschseins auseinander und nutzt diese zur Erforschung der binären Geschlechterkultur und gesellschaftlicher Konventionen, welche sie auf originelle Weise zu Ganzheit eint.
„Das Erforschen und Anwenden einfacher und ursprünglicher Qualitäten der Materie, ist ein metaphorischer Weg mich selbst zu entdecken und auszudrücken, eben auf tiefgründiger Ebene zu kommunizieren. “
Hierbei benutzt Stella Orlowski unter anderem das Material Glas in vielfältiger Form – frei und intuitiv kombiniert sie mit anderen Materialien.
Die Arbeit mit reinen und ursprünglichen Formen und Bedingungen hilft ihr Ganzheit zu verkörpern, sowie grundlegende Beziehungen und Prozesse der inneren und äußeren Welt zu verstehen .
Philosophisches bis spirituelles Interesse an Einfachheit und Ganzheit lässt sich besonders an der schlichten Arbeit KONFRONTATION erkennen.
AUFTAUCHEN INS SEIN schliesst Bezüge zur Landschaft und Natur, aber auch zur Kultur kreativ und forschend mit ein.
Stella Orlowski bezeichnet sich im Unterschied zum Bildhauer als “Bildschmelzer – das Fließende, Sensible betonend”.
„Ich liebe den archaischen, orange glühenden Fluß des Glases…“ spricht sie über ihr Material, welches sie schon bald 40 Jahre verwendet. Den gestalterischen und formgebenden Umgang mit diesem Medium lehrt sie als freie Dozentin u.a. an der Akademie der Bildenden Künste München.
„ Entschieden stellt die Künstlerin mit ihren faszinierenden Arbeiten die Bezüge zu den Tiefen des Menschlichen her. Dabei schätzt der Betrachter des wirkungsvolle und klare Formensprache. „ Ingrid Gardill
Stella Orlowski
experimentelle Objektkunst, inszenierte Fotografie/ Performance/ Malerei –
Ganzheit, Balance, gesellschaftspolitisch
Lebenskunst
art@orlowskis.net /
www.art.orlowskis.net
München/ Eschwege/ Lauscha Thür.
freischaffend & Dozentin u.a. an
Akademie d. Bildenden Künste München
Organisation Gastspiel 2021:
Lutz Krutein
Anja Molendijk
Joseph S. Wurmer
Thomas Knab alias tvtom.de (Webmaster Kulturring C)